Wenn es dämmert, kommen sie aus ihren Verstecken und gehen nahezu lautlos auf die Jagd nach Insekten. 25 Fledermausarten gibt es in Deutschland. Die
Flughaut, die die Extremitäten bespannt, erlaubt es ihnen als einzigen Säugetieren, aktiv zu fliegen. Einzigartig ist auch ihr Ortungssinn: Ihre Beute spüren sie mit Ultraschall auf.
Artenbetreuer: Sandra und Steven Giese | Fledermaushotline: 0152 54598571
Fledermäuse sind überaus nützliche Tiere. In einer Nacht vertilgen sie bis zur Hälfte ihres Körpergewichts an Insekten. Doch gerade darin liegt eines ihrer Probleme: Ihre Nahrungsgrundlage nimmt stetig ab. Die intensive monokulturelle Bewirtschaftung der Flächen, der Einsatz von Pestiziden lässt den Insektenbestand immer weiter schrumpfen. Auch ihre Lebensräume werden zunehmend kleiner: Sanierungen alter Häuser verschließen Unterschlupfe, die engbepflanzten Kiefernwälder bieten kaum Baumhöhlen oder andere Verstecke. Es ist also kaum verwunderlich, dass vier der 19 im Land Brandenburg heimischen Fledermausarten, und somit auch vier der ca. 16 Arten in unserem Wirkungskreis, in der Roten Liste der bedrohten Arten geführt werden. Indem wir die Grundlagen der Lebensräume und Nahrungsquellen bewahren, unterstützen wir auch die Fledermäuse.
Ein wichtiger Aspekt des Fledermausschutzes, den auch jeder Einzelne umsetzen kann, ist die Schaffung von geeigneten Quartieren für Fledermäuse. Dies können Baumhöhlen, Fledermauskästen oder andere Strukturen sein, die von Fledermäusen als Versteck, Schlafplatz oder Wochenstube genutzt werden können.
Bitte kontaktiere umgehend eine fledermauskundige, genehmigte Wildtierstation. Fledermäuse sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Fledermaushotline: 0152 54598571
Laut BNatSchG §7 (2) dürfen verletzte, hilflose oder kranke Fledermäuse vorübergehend zur fachkundigen Pflege entnommen werden. Die Wildtierstation ist verpflichtet, der zuständigen unteren Naturschutzbehörde den Verbleib der meldepflichtigen Tiere zu melden.
ACHTUNG! Fledermäuse können Tollwut übertragen. Bitte sicher sie nur mit Handschuhen und halte ihre Flügel angelegt!
Bitte untersuche das Tier auf keinen Fall selbst und halte es nicht an den Flügeln fest. Eine Untersuchung sollte ausschließlich eine erfahrene Wildtierstation oder ein fledermauskundiger Tierarzt durchführen.
Eine Fledermaus, die am Boden liegt, benötigt immer Hilfe.
Falls die Fledermaus von einem Hund oder einer Katze angeschleppt wurde, benötigt sie dringend Hilfe. In solchen Fällen ist es wichtig, schnell zu handeln, da sie vom Tierarzt Antibiotika benötigt. Der Speichel von Haustieren kann in kleinste Wunden gelangen und ohne die richtige Behandlung tödlich sein. Bitte zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Hängt eine Fledermaus tagsüber an einer Hauswand, könnte sie hilfsbedürftig sein.
In diesem Fall ist es wichtig, Kontakt zu einer fledermauserfahrenen Wildtierstation oder einer Organisation zum Fledermausschutz aufzunehmen, um die Situation besser einzuschätzen.
Handelt es sich um eine ausgewachsene, behaarte Fledermaus, sollte sie an einem kühlen Ort aufbewahrt werden, um ihren Energieverbrauch zu minimieren. Eine Temperatur von etwa 15 - 20 °C ist ideal, abhängig von der Jahreszeit und der Umgebungstemperatur.
Bitte beachte, dass es auch kleine Fledermausarten wie den kleinen Abendsegler oder die Zwergfledermaus gibt, die häufig mit Fledermausjungen verwechselt werden.
Für den Transport der Fledermaus zu einer Pflegestelle oder einem Tierarzt eignet sich ein kleiner Karton mit Luftlöchern, besser zusätzlich ein zweiter, etwas größerer Karton, da Fledermäuse Ausbruchkünstler sind. Der kleine Karton sollte mit einem Handtuch ausgepolstert werden, damit die Fledermaus sich verstecken und festhalten kann. Achte darauf, dass beide Kartons sicher verschlossen sind, um ein Entkommen zu verhindern.
Der kleine Karton sollte ca. ein bis eineinhalb Handflächen hoch sein. Karton 1 stellt man in Karton 2. Beide Kartons innen + außen mit Klebeband oder Tapeziertape verschließen. Nur oben feine Luftschlitze einschneiden, durch Löcher könnten sie flüchten. Kartonboden auf Löcher prüfen. Aus dem Handtuch eine „Höhle“ falten.
Handelt es sich um ein Jungtier, fast nackt, kaum behaart oder mit Flaum und etwa so groß wie ein halber Daumen, sollte es warm gehalten werden. Fledermausjunge sind in der Regel von Juni bis August anzutreffen.
Zu dieser Zeit kann es passieren, dass man ein Fledermausbaby hilflos am Boden oder an der Hauswand findet. Noch flugunfähige Fledermauswelpen könnten aus ihren Wochenstuben purzeln. Oder sie landen unsanft bei einem Quartierwechsel. Die Fledermausbabys krallen sich dann an das Bauchfell der Mama und saugen sich an deren Zitzen fest. Bei einem solchen Transport können sie auch abfallen.
Eine Rückführung sollte IMMER versucht werden, wenn das Jungtier, nach Rücksprache mit Experten, gut genährt, fit, gesund und unverletzt ist.
Ist das Jungtier noch kräftig genug, wird es seine Mama rufen, damit sie ihr Kleines bei Abenddämmerung orten und wieder einsammeln kann. Sie erkennt es am Geruch und am Ruf.
Das Jungtier sollte vor der Rückführung selbstverständlich gewärmt werden: Wärmflasche, kleine PET-Flasche mit Socke zum Festhalten, Handwärmer oder Einweghandschuh mit körperwarmem Wasser
Was benötigt man?
- Eine Schüssel mit glatten Wänden, aus der das Baby nicht herausklettern kann
- Eine PET-Flasche gefüllt mit warmen Wasser, da das Baby Wärme braucht
- Eine nicht fasernde Socke
Wie baut man den Fledermausturm?
1) Die Flasche mit dem warmen Wasser in die glattwandige Schüssel stellen
2) Die nichtfaserne Socke komplett über die Flasche ziehen
3) Den fertigen Fledermausturm bei Abenddämmerung / Sonnenuntergang in der Nähe des Fundortes etwas erhöht und katzensicher aufstellen.
4) Das Jungtier vorsichtig auf den Turm setzen. Die Mama kann es nun abholen.
Auf der Suche nach dem richtigen Platz für den Fledermausturm schau Dich nach Fledermausquartieren um. Achte auf Holzstapel, Spalten unter Dachziegeln, Dachkästen/Dachüberstände, Schornsteinverkleidungen, Mauerritzen und Fassadenverkleidungen, die man zwischen Giebel und Dachschräge findet oder Fensterläden. Findest Du am Boden oder Hauswänden kleine trockene schwarze Kotkrümelchen, dann ist das Quartier darüber. Die Kotkrümelchen lassen sich auf einem weißen Tuch leichter finden.
Sollten Experten eine Wochenstube sicher gefunden haben, setzen sie das Jungtier zurück und es wird ohne weiteren Aufwand für Dich wieder versorgt.
Wenn sich im Herbst Fledermäuse auf der Suche nach Winterquartieren in Häuser oder Wohnungen verirren, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.
Schließe die Zimmertür, damit sie nicht in weitere Räume vordringen können und es schwieriger wird, sie hinauszulassen. Öffne alle Fenster in diesem Raum weit, schalte das Licht aus und verlasse den Raum, einschließlich aller Haustiere.
Die Fledermäuse können in der Dämmerung oder bei Einbruch der Nacht wieder hinausfliegen. Nachdem sie ausgeflogen sind, solltest du das Fenster schnell schließen und den Raum gründlich kontrollieren, einschließlich Gardinen, Schlitzen, Wänden und Decke, um sicherzustellen, dass sie wirklich draußen sind und sich keine weiteren Fledermäuse in den Raum verirrt haben.
Schaffen es die Fledermäuse nicht, das Zimmer selbstständig zu verlassen, könnten sie ein Problem haben oder verletzt sein. Es sollte eine fledermauserfahrene Wildtierstation kontaktiert werden.
Diese fängt sie vorsichtig ein, untersucht und betreut sie.
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Der Kragen zwischen den Schulterblättern und der Ohrenpartie ist rund und zeigt keine auffälligen Dellen. Sie ist in guter Verfassung und sollte ihren Winterschlaf fortsetzen können.
Wenn der Rücken knochig aussieht und der Kragen eingefallen ist, benötigt sie Überwinterungshilfe zum Überleben.
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Im Spätsommer und Herbst fressen sich Fledermäuse eine dicke Fettschicht an, die sie während des Winters am Leben hält. Diese Fettreserven werden dann sehr langsam verbrannt da die Tiere im Winter ihre Körperfunktionen auf ein Minimum reduzieren. Störungen können lebensbedrohlich sein. Wenn sie nun erwachen, finden sie kaum Nahrung und verbrauchen in kurzer Zeit sehr viel Energie.
Im Winter häufen sich Hilferufe zu aufgefundenen Fledermäusen, die eigentlich schon oder noch im Winterschlaf sein müssten. Auslöser für zu frühes Erwachen:
Fledermäuse sind wahre Meister im Finden von sicheren Winterquartieren.
Das Bundesnaturschutzgesetz schützt Fledermäuse im Winter:
§ 39 (6) Es ist verboten, Höhlen, Stollen, Erdkeller oder ähnliche Räume, die als Winterquartier von Fledermäusen dienen, in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. März aufzusuchen; dies gilt nicht zur Durchführung unaufschiebbarer und nur geringfügig störender Handlungen sowie für touristisch erschlossene oder stark genutzte Bereiche.
Ab Ende April / Mai sind viele Fledermäuse wieder regelmäßig auf Insektenjagd. Wenn du jetzt eine Fledermaus findest, gilt wie immer: Mit Handschuhen aufnehmen - Tollwutgefahr
Ist sie fit und kräftig, kann sie abends freigelassen werden. Am Besten mit einem kleinen Starthilfe-Snack:
Ist sie geschwächt, unterernährt, dehydriert bitte nicht fliegen lassen! Sie hätte keine Kraft für erste effektive Beutezüge.
Sie braucht sie dringend Hilfe: Fledermaushotline: 0152 54598571
Ab Ende Mai / Juni bitte besonders aufpassen: Es könnte sich um ein Muttertier handeln! Diese dürfen nicht einfach freigelassen oder umgesetzt werden – ihre Jungen könnten verhungern.
Fledermausweibchen werden im Herbst besamt. Die Befruchtung findet im Frühjahr statt - mit den ersten erfolgreichen Jagdflügen und dem daraufhin folgenden Eisprung. Dann startet das Fortpflanzungsgeschehen. Fledermausweibchen ziehen von ihrem Winterschlafquartier in ihre Wochenstube, um dort in Gemeinschaft die Jungen zur Welt zu bringen und aufzuzuiehen. Falls solche Wochenstuben bekannt sind, bitte unbedingt darauf achten, dass die Tiere dorthin ungestört zurückkehren können!
Wenn Fledermaus-Weibchen trächtig oder versorgend sind, brauchen sie vor allem zwei Dinge:
1. Viel Futter, für sich und ihre Jungen
2. Einen sicheren Ort zur Jungenaufzucht, das sogenannte Quartier oder Wochenstube
Viele Arten – wie Langohrfledermäuse oder Große Mausohren – sind extrem standorttreu. Sie nutzen immer wieder denselben Unterschlupf, Jahr für Jahr, von Mitte April bis in den Herbst. Hier gebären sie, bilden mit anderen Weibchen eine Kolonie und ziehen gemeinsam ihre Jungen groß. Wird so ein Quartier gestört, verändert oder zerstört, kann es den gesamten Bestand der Kolonie gefährden.
Zwergfledermäuse sind etwas flexibler: Sie nutzen mehrere Unterschlüpfe, in der Nähe zueinander. Je nach Wetterlage entscheiden sie, welcher Ort sich gerade am besten als Wochenstube eignet. Aber auch hier gilt: Jeder dieser Orte ist wichtig, also bitte keine Quartiere verschließen oder umbauen!
Zeichnungen © Nelumboart/Stefanie Gendera